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Geschichte

CVP Obwalden: Eine Partei zwischen Macht und Verlust In den politischen Kämpfen des 19. Jahrhunderts positionierte sich das Obwaldner Volk in seiner Mehrheit klar auf Seiten der Konservativen, die es als Hauptaufgabe sahen, die bewährten Werte zu erhalten und damit die Zukunft zu gestalten. Allerdings existierte innerkantonal auch immer eine liberale Minderheit, was zu lebendigen Debatten und Diskussionen führte. Im Laufe der Jahre festigten sich diese Bewegungen zunehmend. So wurde zunächst auf nationaler Ebene 1912 die «Schweizerische Konservative Volkspartei» (KVP) gegründet, wobei Ständerat Adalbert Wirz (1848–1925) zu ihrem ersten Präsidenten gewählt wurde, während Nationalrat Peter Anton Ming (1851–1924) als Stimmenzähler fungierte. Somit war Obwalden anlässlich der Gründungsversammlung der nationalen Partei prominent vertreten.

Sieben Jahre nach der nationalen Partei

Im eigenen Kanton drängte sich dagegen die Gründung einer formellen Partei noch nicht auf. Dies änderte sich nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918). Nach den langen Kriegsjahren folgte in Europa nicht nur die Spanische Grippe, sondern in fast allen umliegenden Ländern wurden die Monarchien gestürzt – die Revolution griff um sich. In der Schweiz hinterliess der Landesstreik schwere Spannungen, die soziale Unruhe stieg.

In dieser Zeit der Unsicherheit brauchte es ein starkes Zeichen der Kontinuität. Auf Anregung von Staatsanwalt Walter Amstalden (1883–1966) entstand schliesslich die «Katholische Volkspartei Obwalden», die am 12. Oktober 1919 im Hotel Kreuz in Sachseln gegründet wurde, wo genau 100 Jahre später (siehe Kasten) das Jubiläum gefeiert wird. Amstalden führte sie anschliessend auch als erster Präsident während fast eines Vierteljahrhunderts an. Obschon – oder gerade weil – ihr von Anbeginn an die grosse Mehrheit der Obwaldner Politiker angehörte, blieben interne Spannungen nicht aus. So entstand 1924 eine Zerreissprobe, als anlässlich der Landsgemeinde der offizielle Parteikandidat Amstalden dem «Überraschungskandidaten» Arnold Röthlin (1879–1943) der Kernser Parteigruppe unterlag.

Amstalden provozierte die Amtszeitbeschränkung

Zwei Jahre später gelang Walter Amstalden die Wahl in den Ständerat und 1930 doch noch der Einzug in die Regierung. In den folgenden Jahren wuchsen sein Einfluss und seine Macht derart, dass schweizweit das geflügelte Wort «Uri, Schwyz und Amstalden» kursierte. Sein Wort hatte in der Bundeshausfraktion starkes Gewicht, seine intellektuelle Überlegenheit war offensichtlich. Innerhalb Obwaldens und der Partei verkörperte er zudem den eigentlichen Machtfaktor.

Dies sollte dann auch zu seinem Sturz führen: 1942 wurde eine von jungen Liberalen eingebrachte Volksinitiative (Lex Amstalden) angenommen, welche die Amtszeitbeschränkung in der Kantonsverfassung verankerte. Diese umkämpfte Abstimmung offenbarte die schwache Organisation der KVP Obwalden, die im Inneren kaum strukturiert, sondern ganz auf die Person Amstaldens zugeschnitten war. So übergab er 1943 das Präsidium dem jungen Gemeindeschreiber Ludwig von Moos (1910–1990), der die Partei effizient organisierte, indem er etwa Ortsparteien in allen sieben Gemeinden schuf. Zudem änderte auch der Name von katholische auf «Konservative Volkspartei Obwalden», um das überkonfessionelle Element zu betonen.

Abwanderung in die CSP sorgte für innere Probe

Nach ihrer Festigung hatte die Partei 1956 nochmals eine innere Probe zu bestehen, als sich ein Teil der Mitglieder von ihr loslöste und die CSP Obwalden gründete. Rasch erreichte die Partei aber wieder ihre Stärke. Die Wahl ihres langjährigen Präsidenten und Ständerats Ludwig von Moos 1959 in den Bundesrat war auch für sie ein Freudentag. Unter Führung des späteren Ständerats Jost Dillier (1921–2016) positionierte sie sich in den 1960er-Jahren zudem als wirtschaftsoffene Partei, welche den Fortschritt im Kanton begleitete, was regelmässig im «parteieigenen» konservativen «Obwaldner Volksfreund» betont wurde.

Geradezu legendär wurde der Schlagabtausch zwischen dem «Volksfreund» und dem liberalen «Unterwaldner», den sich zumeist deren Redakteure Jost Dillier und Josef Seiler (1907–2000) lieferten. Ein Höhepunkt war dabei die Abstimmung um den Erhalt der Landsgemeinde 1966, die nationale Beachtung fand und in welchem die KVP schliesslich obsiegte – jedenfalls vorläufig. Auf diesem Boden war die KVP 1967/68 federführend bei der Ausarbeitung der heutigen Obwaldner Verfassung.

Das katholische Milieu fing an zu bröckeln

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ergab sich ein Neuaufbruch: 1971 wurde der Name, analog zur nationalen Partei, geändert in «Christlichdemokratische Volkspartei Obwalden» (CVP). Doch das «katholische Milieu» fing zunehmend an zu bröckeln. Langsam kündigte sich der Umbruch an. Während die Abwahl von Jost Dillier 1982 aus dem Ständerat – als amtierender Ständeratspräsident – noch vorwiegend der Person galt, kamen zunehmend neue Bewegungen auf.

Nach dem «Demokratischen Obwalden», aus dem sich die SP entwickelte, folgte 1999 die SVP. Bereits 1998 war die Landsgemeinde, das Symbol politischer Tradition in Obwalden, trotz des Einsatzes der CVP abgeschafft worden. Zu Beginn des neuen Jahrtausends fand sich die Partei in einer ungewohnten Rolle wieder: Aus der einstigen «Staatspartei» war einer von verschiedenen Akteuren im politischen Leben des Kantons geworden. Nach einer Zeit der Besinnung fand sie die Kraft zum Neuaufbruch, der sich auch in neuen Organisationen, etwa der Jungen CVP Obwalden (1997/2009), widerspiegelt. In dieser neuen Rolle darf die CVP Obwalden mit Stolz auf ein Jahrhundert politischer Gestaltung in Obwalden zurückblicken.